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Kurzer Überblick über die Geschichte der Theatergruppe der Abteilung für Deutsche Sprache und Philologie der Aristoteles Universität Thessaloniki

Die Theatergruppe der Abteilung für Deutsche Sprache & Philologie der Aristoteles Universität Thessaloniki wurde 1989/90 gegründet und stellt einen Versuch dar, Studierende und Publikum mithilfe von Theaterstücken deutscher oder deutschsprachiger Schriftsteller einander näher zu bringen und den Kontakt mit der deutschen Kultur- und Literaturszene zu pflegen. Unter dem Namen „Uni –Thesniki“ führte die Gruppe 1989/90 die Stücke Lysistrata nach Aristophanes und Franz Kafka trifft Dario Fo sowohl in Thessaloniki am Goethe lnstitut als auch in Deutschland, in den Städten Regensburg und Kassel, auf.
 
Im ersten Jahr nach der Gründung - im April und im Mai 1991 - wurden die Theaterstücke Der Katzelmacher von Rainer Werner Fassbinder sowie Friedrich Dürrenmatts Herkules und der Stall des Augias unter der Leitung von Manfred Koch und Eleni Butulussi inszeniert und in Thessaloniki auf der Bühne des Goethe Instituts dem Publikum aufgeführt.
 
Unter der Leitung von Evelyn Röttger und Kostas Davanis führte die Theater AG / Theatergruppe in Zusammenarbeit der germanistischen Abteilungen von Athen und Thessaloniki das Stück Fremdgeblieben an den Goethe Instituten in Thessaloniki am 21.05.1992 und am 5.11.1992 in Konstantinopel auf.
 
Im gleichen Zeitraum wurde unter der Aufsicht von Frau Butulussi das Stück Herkules und der Stall des Augias ins Griechische übersetzt. Die Aufführungen in griechischer Sprache fanden am 19.10.1992 in Thessaloniki am Goethe Institut sowie am 23.10.1992 in Kilkis, einer Stadt/Kleinstadt in Nordgriechenland, statt.
 
Noch im gleichen Jahr, im November 1992, spielte die Theatergruppe unter der Regie von Evelyn Röttger und Kostas Davanis. das Stück Ausländerfeindlichkeit: Eine Textcollage und im Mai 1993 Frank Wedekinds Frühlingserwachen.
 
Es folgten drei einaktige Theaterstücke: Der Mann mit der Blume im Mund von L. Pirandello, Vor die Wölfe gehend von J. Bowles und Der Schalter von G. Tardieu, die am 14.12.1993 und am 12.5.1994 über die  Bühne des Goethe lnstituts in Thessaloniki gingen. Dies waren die einzigen Stücke, die von nichtdeutschsprachigen Schriftstellern zur Aufführung kamen.
 
Nach einer Pause von drei Jahren wechselte die Theatergruppe den Aufführungssaal in Thessaloniki und führte im Theater 25. März eine Reihe von dramatisierten Geschichten in Form kleiner Sketches unter der Regie von Frau Sibylle Ebbertz auf.
 
Im akademischen Jahr 1998/1999 wird die Aufführung Erich Kästner unter der Regie von Sibylle Ebbertz bearbeitet, welche im Studio Parathlasi auf die Bühne kommt. Das Stück besteht aus einer Reihe kleiner Sketches, die das alltägliche Leben in der heutigen Gesellschaft nachzeichnen. Es ist dies die erste Aufführung im Studio Parathlasi in der Kassandrou Straße 132.
 
Während des Studienjahres 1999/2000 wird Friedrich Dürrenmatts Frank V bearbeitet. Die Aufführungen unter der Leitung und Regie von Frau Sibylle Ebbertz und Frau Katerina Zachu finden am 20. und 21. April 2000 im Studio Parathlasi statt.
 
2000/2001 wird das Theaterstück Don Juan oder die Liebe zur Geometrie von Max Frisch unter der Regie von Katerina Zachu, die nun die Leitung der Theatergruppe übernimmt, aufgeführt. Im Jahr 2001/2002 folgt Tankred Dorsts Heinrich oder die Schmerzen der Phantasie. 2005/2006 beschäftigt sich die Gruppe mit dem Stück Goldener Oktober von Elfriede Müller und bringt es im April 2006 unter der Regie von Katerina Zachou auf die Bühne des Studio Parathlasi.
 
Im Studienjahr 2006/2007 wird die Theatergruppe in das neue Studienprogramm der Fakultät aufgenommen und bringt das bürgerliche Trauerspiel Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing auf die Bühne. Die Theater AG bekommt in diesem Jahr  professionelle Hilfe und Unterstützung von der Regisseurin und Schauspielerin Tina Stefanopoulou.
 
Das Werk Der Hässliche von Marius von Mayenburg wurde 2007 welturaufgeführt und erfuhr seine griechische Uraufführung bereits in der Theatersaison 2007/2008 durch die Theatergruppe unter Mitarbeit von Tina Stefanopoulou. Zur selben Zeit am 10. Mai 2008 wurde das Stück auf der Neuen Bühne des Nationaltheaters von Athen aufgeführt.
 
Im Studienjahr 2008/2009 wuchs die Gruppe der Theater AG auf 27 Personen an und brachte eine Bertolt-Brecht-Collage unter dem Titel Glotzt nicht so Romantisch! Brecht intensiv auf die Bühne. Für Zuschauer mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen wurde das Stück zum ersten Mal in der Geschichte der Theater AG mit Übertiteln versehen. Die Übersetzungen stammten von StudentInnen der Deutschen Abteilung.
 
Obwohl die Theater AG im Studienjahr 2009/2010 eine Pause einlegen wollte und deshalb nicht ins Semesterprogramm aufgenommen worden war, kam auch in diesem Jahr eine Aufführung zustande. Zur 50jährigen Jubiläumsfeier der Abteilung für Deutsche Sprache und Philologie ergriffen die Absolventinnen Vasoula Makri und Maria Brand die Initiative und brachten mit Absolventen und StudentInnen der Abteilung auf sehr erfrischende Weise das Stück Dr. med. Hiob Prätorius von Curt Goetz auf die Bühne. Wieder handelte es sich um eine griechische Erstaufführung, für die das von StudentInnen und Absolventen der Abteilung gegründete unabhängige Unternehmen Subshine die Übersetzung des Stückes vorgenommen hatte. Die Aufführung war charakterisiert durch Professionalität und vermittelte gleichzeitig den Zuschauern die Lust und die Freude aller Beteiligten an der Theaterarbeit.
 
2010/2011. Zusätzlich zu den geplanten Aufführungen wurde das Stück Play Dürrenmatt im Rahmen der Internationalen Konferenz Sprachen und Kulturen in (Inter)aktion vom 25. bis 28.5.2011 präsentiert, die von der Abteilung für deutsche Sprache und Literatur der Aristoteles-Universität Thessaloniki anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens organisiert wurde.
 

Von 2013/2014 bis heute arbeitet die Theater-AG an zeitgenössischen deutschsprachigen Stücken, die präsentiert, analysiert und neu arrangiert werden, um die Gedanken und die Sorgen der StudentInnen in einer theatralen Collage-Performance zu dramatisieren.

2013/2014. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Thematik: Arbeitslosigkeit, physische und moralische Degradierung der Menschen, Abbau menschlicher Werte, der Ansturm des Nationalismus und die Kulmination all dessen in einer galoppierenden sozialen Ausgrenzung, die in Rassismus gipfelt.

2014/2015. Grenzen. Thematik: Gewalt, Ausgrenzung, Vorurteile gegen Flüchtlinge und Rassismus. "Σύνορα-Grenzen" nimmt uns mit auf eine Reise zu Geschichten, die neben uns passieren und gibt uns einen Einblick in Situationen, die Menschen erleben, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, ohne zu wissen, was in ihrem Leben passiert und wie sie uns direkt oder indirekt betreffen. Was sind eigentlich Grenzen, wer legt sie fest, wo beginnen und wo enden sie? Schützen sie uns oder schränken sie uns ein?

2016/2017: GELD AG. Die Performance wurde inspiriert von Falk Richters Stück Trust, das 2009 an der Schaubühne in Berlin aufgeführt wurde. In einer der Szenen des Stücks, die die harte kapitalistische Lebensweise von heute kritisiert, lautet der Text: "Ich bin wie Geld" und konfrontiert uns mit unseren Ängsten und Sorgen über unsere Position am Arbeitsplatz und in unserem Privatleben. Wer sind wir? Wen wollen die Anderen im Grunde genommen in uns sehen, und wie fühlen wir uns dabei? Und am wichtigsten ist: Wer wollen wir sein!

2017/2018. Durchgedreht. Thematik: Die Theatergruppe präsentiert eine Theater-Collage über alles, was uns unterdrückt. Unbefriedigte Lieben, kaputte Freundschaften, bedrückende Gesellschaften und unterdrückte, einsame und gefangene Menschen. Die Auswahl der Texte zeigt Menschen in extremen Situationen, die an den Wahnsinn grenzen und sie ausrasten lassen. Die Performance wurde auch im Rahmen der Internationalen Konferenz Texturen von Herrschaft im Mittelmeerraum (30.05.-01.06.2018) aufgeführt, die von der Abteilung für deutsche Sprache und Literatur der Aristoteles-Universität Thessaloniki mitorganisiert wurde.

2018/2019: #Error404. Thema: Das Thema der Performance sind die verschiedenen Formen von Gewalt und Macht. Das Thema ist die Herrschaft des Geldes, der Missbrauch von Macht: Eine Gesellschaft, die nach Homogenität strebt und Differenzierungen ablehnt. Eine Gesellschaft, die ihre Menschen stereotypisiert und ausgrenzt. Eine Gesellschaft, die zu sexueller Unterdrückung führt und häusliche Gewalt verursacht. Tippen: Freiheit der Meinungsäußerung, sexuelle Befreiung, Chancengleichheit, Gleichbehandlung, Menschenrechte ... Die von Ihnen angeforderte Seite wurde nicht gefunden, #ERROR404.

2019/2020: Covid-19. Die StudentInnen der Theater-AG waren - wie der Rest der Welt - gezwungen, sich im Rahmen der Quarantäne, der sie unterworfen waren, sich vor Computerbildschirmen zu isolieren, was zu einer Absage der Aufführung führte. Anstelle einer Aufführung erstellten die TeilnehmerInnen kurze Videos, die von den Stücken, an denen sie arbeiteten, inspiriert waren.

2020: Die Theater-AG feiert ihr 20-jähriges Bestehen. In den letzten 10 Jahren wurde sie von Katerina Zachu betreut und von Maita Chatziioannidou bei der Plakatgestaltung - die auch das Logo der Gruppe entworfen hat -, von George Fleggas bei der Filmregie der Aufführungen, von Stavroula Tsiara bei der Übertitelung und Übersetzung und das ganze Jahr über von Vassoula Makri bei der Ermutigung und bei der allgemeinen Arbeit mit Übungen, Texten und Aufführungen unterstützt.

Die geplante Feier zum 20-jährigen Bestehen der Theatergruppe mit der Teilnahme alter StudentInnen wurde wegen der Coronavirus-Pandemie bis auf weiteres verschoben!